Bültmann erhält Deutschen Umweltpreis

Der Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geht 2009 unter anderem an Petra Bültmann-Steffin. Mit großem unternehmerischen Mut und hoher Innovationskraft sei es gelungen, einen Spezial-Heizer auf Basis der so genannten Hochtemperatur-Supraleiter zu entwickeln, so DBU-Generalsekretär Dr. Fritz Brickwedde

Vorreiter bei der Industrialisierung der HTS-Technologie: Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer. © DBU - Marcel Näpel

Neuenrade/Rheinbach. „Mit großem unternehmerischen Mut und gebündelter Innovationskraft haben die Firmen Bültmann und Zenergy Power eine Technik entwickelt, die Energieeffizienz und Umweltentlastung mit wirtschaftlichen Vorteilen bündelt. Mit dem weltweit erstmaligen Einsatz von Hochtemperatursupraleitern in einer industriellen Produktionsanlage haben die beiden Unternehmen ein Stück Technikgeschichte geschrieben. Dieses herausragende Beispiel unterstreicht die Innovationskraft des deutschen Mittelstandes und die Kompetenz deutscher Fachkräfte.“ – Mit diesen Worten würdigte heute Dr. Fritz Brickwedde, Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), die Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2009 der DBU an Petra Bültmann-Steffin (39), Geschäftsführerin der Firma Bültmann (Neuenrade), sowie Dr. Carsten Bührer (39), Geschäftsführer der Firma Zenergy Power (Rheinbach). Den Preis wird ihnen Bundespräsident Horst Köhler am 25. Oktober in Augsburg überreichen. Preisgeld für das Duo: rund 160.000 Euro.

"Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts"

Brickwedde erläuterte, dass in der Metall verarbeitenden Industrie sehr große Mengen an Energie benötigt würden, um etwa Metallblöcke für die Verarbeitung in Strangpressen auf die erforderliche Temperatur zu erhitzen. Darauf entfielen weltweit etwa drei Prozent des Stromverbrauchs, allein in Deutschland 2007 rund 15 Milliarden Kilowattstunden. Brickwedde: „Das entspricht der Stromproduktion von vier Steinkohlekraftwerken.“ Mit dem von Bültmann und Zenergy Power entwickelten Spezial-Heizer auf Basis der so genannten Hochtemperatur-Supraleiter (HTS) – einer „Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts“ – lasse sich bei der elektrischen Erwärmung von Metallen rund die Hälfte an Energie einsparen. Deutsche Unternehmen, Ingenieure und Forscher zählten international zur Speerspitze bei der Weiterentwicklung und Anwendung dieser vielversprechenden Technologie. „Die Umweltpreisträger stehen daher in einer Reihe mit dem deutschen Physiker Bednorz, der gemeinsam mit seinem schweizer Kollegen Müller für die Entdeckung der HTS 1987 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde“, so der DBU-Generalsekretär.

Heizer in der Praxis bewährt - Kohlendioxid-Ausstoß gemindert

DBU LogoWeltweit erstmalig industriell zum Einsatz gekommen sei der neuartige sogenannte Induktionsheizer bei der mittelständischen Firma weseralu in Minden, um beispielsweise Aluminiumprofile für den Fensterbau zu formen. In nur 75 Sekunden lasse sich ein Aluminiumblock mit der neuen Technik erhitzen, was vorher zweieinhalb Minuten gedauert habe. Durch diesen verkürzten Heizprozess in Verbindung mit der homogenen Durchwärmung verbessere sich die Produktivität um 25 Prozent. Darüber hinaus verbrauche die neue Anlage nur halb so viel Strom wie eine konventionelle. Bei einer Jahrestonnage von 11.000 Tonnen könnten so mit einer einzigen Anlage ca. eine Million Kilowattstunden Strom eingespart werden. Rund 600 Tonnen weniger Klima schädigendes Kohlendioxid würden ausgestoßen, was der Leistung von 10.000 Quadratmetern Fotovoltaikfläche entspreche. Trotz der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage sei das Interesse an dem neuen Anlagentyp groß. Zwei weitere Maschinen sind inzwischen verkauft worden, die jüngste an eine italienische Tochtergesellschaft des weltweit größten Produzenten von Aluminiumprofilen, der Sapa-Gruppe.

Von reiner Lieferbeziehung zu intensiver technischer und vertrieblicher Kooperation

Bereits seit 2001 arbeiteten die Betriebe aus Neuenrade im Nordwesten des Sauerlands und Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis eng zusammen. „Das ist vor allem dem unermüdlichen Einsatz der beiden Geschäftsführer Petra Bültmann-Steffin und Dr. Carsten Bührer zu verdanken“, würdigte Brickwedde die diplomierte Betriebswirtin und den promovierten Physiker. Aus einer ursprünglich reinen Lieferbeziehung zwischen einem klassischen Maschinen- und Anlagenbauer und einem Hochtechnologieunternehmen habe sich eine intensive technische und vertriebliche Kooperation entwickelt. „Ihre Kompetenzen haben sie dabei wirkungsvoll gebündelt“, so Brickwedde. Für ihre Arbeit erhielten die beiden Unternehmen 2008 den mit 100.000 Euro dotierten Hermes Award, einer der begehrtesten internationalen Technologiepreise.

Vielfältige Einsatzmöglichkeiten für innovative Technik

Für Hochtemperatur-Supraleiter bestünden fast überall in der Energietechnik Einsatzmöglichkeiten. Aufgrund ihrer vielfach höheren Kapazität, Strom zu transportieren, stellten sie besonders in Ballungsräumen mit stark wachsendem Strombedarf eine zukunftsträchtige Lösung dar. „Durch ihren geringen Platzbedarf erlaubt der Einsatz der supraleitenden Drähte zudem häufig die einfache Integration von Produkten in bereits vorhandene Infrastruktur. Kosten und Energieaufwand für Baumaßnahmen werden so deutlich gemindert“, erläuterte Brickwedde. „Das Potenzial der Hochtemperatur-Supraleiter-Technik haben die beiden mittelständischen Unternehmen früh erkannt und für die Weiterentwicklung von Induktionsheizern nutzbar gemacht. Damit sind sie weltweit zu den Vorreitern bei der Industrialisierung der HTS-Technologie aufgestiegen.“ Von der Modellhaftigkeit und den Marktperspektiven des auch als Magnetheizer bezeichneten Geräts war die DBU von Anfang an überzeugt. Die Technologieentwicklung von Bültmann und Zenergy Power förderte sie in den Jahren 2005 bis 2008 mit knapp 600.000 Euro. Zum Stichwort Supraleiter und HTS: Supraleiter sind Materialien, die ihren elektrischen Widerstand bei sehr niedrigen Temperaturen verlieren und damit Strom nahezu ohne Verlust leiten können. Nur: Der beträchtliche Kühlaufwand fraß die Vorteile und Einsparungen bisher quasi wieder auf – weshalb die Supraleitertechnologie nur in Forschung und Medizin zum Einsatz kam. Erst die Entdeckung keramischer Supraleiter („Hochtemperatur-Supraleiter“) versprach Chancen, weil die ihren elektrischen Widerstand bereits bei vergleichsweise hohen Temperaturen verlieren, also keinen so großen Aufwand für die Kältetechnik erfordert. Ihr Vorteil: HTS-Drähte etwa können bis zu hundertmal mehr Strom als ein vergleichbarer klassischer Kupferdraht übertragen – und das nahezu verlustfrei. Bei ihnen ist die erforderliche Temperatur zum quasi verlustfreien Leiten von Strom mit konventionellen und kostengünstigen Kälteverfahren machbar.

Quelle: Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

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